Beim Finden der Komposition rechnet und spielt Noll mit den Strukturen des Holzes, arbeitet mal mit ihnen, mal gegen sie. Wenn es die Komposition erfordert, belässt er es nicht bei dem vorgefundenen Gefüge. Partielle pastose Übermalungen können die natürliche Zeichnung unterbrechen. Auch führt zuweilen die Farbe bewusst oder unbewusst die Verläufe der Tafel weiter oder erfindet neue. Natürliche Linien, Astlöcher stehen neben künstlichen. Ganz unübersehbar setzt Noll den ungeschlachten Bildträgern intuitiv eine harmonisierende Komposition entgegen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Grundentscheidung, die Sichtbarbelassung des Holzes, in Frage gestellt würde.

So sind der Bearbeitung durchaus Grenzen gesetzt, um die Idee des Ganzen nicht zu gefährden. Das macht den Malprozess insgesamt weniger kontrollierbar, ein Teil der künstlerischen Entscheidung wird abgegeben und der Beschaffenheit des Materials überlassen. Gewollt und zugelassen zugunsten des Zusammenspiels von rohem Holz und Farbe.

Das macht die Serie zu den bislang wohl am wenigsten kalkulierbaren und zugleich rauesten Bildern im Werk Nolls.

Wolfgang Beckermann, Göttingen 2019

     Öl auf Holz
     ca. 32,5 x 26 cm
     2019